Israel und seine Geschichte
Der Staat Israel wurde 1848 auf dem Boden des ehemaligen britischen Mandatsgebiets Palästina gegründet. Seine Legitimation geht einerseits auf die biblischen und nachbiblischen Königreiche der Juden zurück, andererseits auf die zionistische Bewegung, die seit dem späten 19. Jahrhundert die Wiederansiedlung der Juden im „Heiligen Land“ und die staatliche Unabhängigkeit betrieb.
Die Palästinenser und die arabischen Nachbarn bestritten hingegen das Existenzrecht Israels und versuchten, in mehreren Kriegen erfolglos, den Staat zu beseitigen. Seit den 1970er Jahren haben einige Nachbarländer ihr Verhältnis zu Israel normalisiert, während andere (Syrien, Iran) an antizionistischen Positionen festhalten.
Israel ist der einzige demokratische Staat im Nahen Osten, wird von der palästinensischen Bevölkerung in den Autonomiegebieten aber als Besatzungsmacht empfunden, die mit unangemessener militärischer Härte agiert. Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hat sich nach Anfängen eines Friedensprozesses in den 1990er Jahren wieder zugespitzt.
Vorgeschichte Israels
Juden siedelten seit dem 12. und 11. Jahrhundert v.Chr. auf dem Gebiet des heutigen Palästina. Die auf David zurückgehenden biblischen Königreiche der Juden wurde 722 bzw. 587 v.Chr. von den Assyrern und den Babyloniern erobert. Nach der Herrschaft der Perser, der Makedonier, der Seleukiden und einer kurzen Phase der Unabhängigkeit nach dem Makkabäeraufstand folgte die Eingliederung Palästinas in das Römische Reich.
Aufstände gegen die römische Herrschaft führten 70 n.Chr. zur Zerstörung des Jerusalemer Tempels und zur Zerstreuung der Juden in der Diaspora. Seit der Expansion des Islams stellten muslimische Araber in Palästina die Mehrheitsbevölkerung, Christen und Juden die Minderheit.
Von der zionistischen Bewegung zur Staatsgründung
Als Reaktion auf den zunehmenden Antisemitismus etablierte sich in Europa im späten 19. Jahrhunderts die zionistische Bewegung unter Theodor Herzl. Sie strebte die Errichtung eines selbstständigen Judenstaats an. Obwohl es anfangs auch andere Pläne gab, betrieben die Zionisten die Wiederansiedlung von Juden in Palästina, das damals zum Osmanischen Reich gehörte.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde Palästina britisches Mandatsgebiet. Die Briten stellten in der Balfour-Deklaration erstmals die Möglichkeit der Errichtung eines Judenstaats in Palästina in Aussicht. Dies wurde aber erst nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust akut. Viele Holocaustüberlebende siedelten sich in Palästina an, wo nun eine jüdische Untergrundbewegung für die Gründung eines Judenstaats gegen Briten und Araber kämpfte.
1947 verabschiedete die UNO einen Teilungsplan, der die Schaffung eines jüdischen und eines palästinensischen Staates vorsah. Im Mai 1948 wurde in Jerusalem der Staat Israel ausgerufen. Israel wurde von den meisten Ländern international anerkannt, nicht jedoch von der palästinensischen Bevölkerung und den arabischen Nachbarstaaten, die sich übergangen fühlten.
Von den israelisch-arabischen Kriegen zum Friedensprozess
In drei Kriegen (Erster arabischer Krieg 1948-49, Sechstagekrieg 1966, Jom-Kippur-Krieg 1973) gingen die arabischen Nachbarstaaten unter der Führung Ägyptens erfolglos gegen Israel vor, das mit der Unterstützung des Westens sich militärisch behauptete. Als Folge wurden die Palästinenser weitgehend aus dem israelischen Staatsgebiet vertrieben.
Im Sechstagekrieg und Jom-Kippur-Krieg eroberte und besetzte Israel das Westjordanland, den Gazastreifen, Ostjerusalem, die Golanhöhen und zeitweilig den Sinai. 1967 forderte die UNO in einer Resolution die Rückgabe der besetzten Gebiete, die Israel jedoch zunehmend zum Siedlungsbau nutzte und als Sicherheitspfand für sich beanspruchte.
Die militärische Aussichtslosigkeit veranlasste die arabischen Staaten, ihre Solidarität mit den Palästinensern zu relativieren und ihre Haltung zu Israel zu überdenken. 1977 kam es auf Initiative des ägyptischen Präsidenten Sadat zu einem Friedensprozess. Nach dem Abschluss eines Friedensvertrags gab Israel im Gegenzug 1982 den Sinai an Ägypten zurück. Ein Ausgleich gelang in den 1990er Jahren auch mit Jordanien.
Libanonkrieg und Intifada
Um der Palästinensischen Befreiungsbewegung (PLO), die Israel mit terroristischen Mitteln bekämpfte, den Boden zu entziehen, griff Israel 1982 den Libanon an. Die PLO musste sich daraufhin auf dem Land zurückziehen. Israel richtete zeitweilig eine Sicherheitszone im Südlibanon ein. 2006 unternahm Israel eine zweite Militäroffensive im Libanon, diesmal zur Bekämpfung der Hisbollah.
In den 1980er Jahren verlagerten sich die Konflikte zunehmend in die besetzten Gebiete, in denen die Palästinenser ihre Unabhängigkeit oder zumindest eine Selbstverwaltung forderten. Im Gefolge der ersten Intifada kam es seit 1987 zu blutigen Unruhen und Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften.
Der Friedensprozess und sein Scheitern
In den 1990er Jahren trafen sich der israelische Premierminister Jitzchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat zu direkten Friedensgesprächen und handelten einen Friedensplan aus. Im Gegenzug zur Anerkennung des Existenzrechts Israels sollte langfristig eine Zwei-Staaten-Lösung anvisiert werden.
Da strittige Punkte wie der Status Ostjerusalems und das Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge ausgeklammert wurden, scheiterte der Friedensplan in der Praxis. Auf beiden Seiten trat eine Radikalisierung der politischen Positionen ein, die bis heute anhält.
Dies äußerte sich auf der einen Seite durch die zweite Intifada und die terroristischen Aktionen der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Auf der anderen Seite riegelte Israel die palästinensischen Autonomiegebiete ab, verhängte eine Seeblockade gegen den Gazastreifen und unternahm Angriffe auf Ziele im Gazastreifen und Westjordanland.