Ägypten und seine Geschichte

Die noch heute währende Faszination für das Land am Nil beruht vor allem auf der Jahrtausende alten Geschichte des Landes, die so weit in der Menschheitsgeschichte zurückreicht, dass die Sphinx von Gizeh schon für Pharao Ptolemäus I. Rudiment einer längst vergangenen Zeit war.

Das alte Ägypten

Die Landesgeschichte gründet auf der oberägyptischen Badari-Kultur (ca. 4000 v. Chr.) und der darauf folgenden Naqada-Kultur. Mit König Narmer (Thinitenzeit) begann die Frühgeschichte des Landes, die sich in einer über drei Jahrtausende währenden Abfolge von insgesamt 30 pharaonischen Dynastien erstreckt. Die gesellschaftliche Struktur, die durch dieses System der Regierung gebildet wurde, blieb trotz innerpolitischer Kämpfe und Fremdherrschaft der Hyksos bis in die Neuzeit nahezu unverändert.

Ab der Regentschaft von Thutmosis III. in der frühen Eisenzeit wurden die Amarna-Zeit und die Ramessidenzeit der 19. und 20. Dynastie eingeleitet, in der sich Ägypten als mächtiges Großreich etablierte. Der Zusammenbruch der mesopotamischen Reiche schwächte die nachfolgenden Dynastien, bis Ägypten 525 v. Chr. endgültig unter persische Fremdherrschaft fiel, sodass Alexander der Große, als er 332 v. Chr. Ägypten eroberte, als Befreier begrüßt wurde. Mit seinem Tod begann die Regentschaft der Ptolemäer, die die hellenische Kultur einführten.

Römerzeit

Die ptolemäischen Herrscher beuteten Ägypten zu ihrem eigenen Vorteil aus und errichteten eine soziale Kluft zwischen Ägyptern und Griechen. Als die Römer 30 v. Chr. Ägypten annektierten, wurde die von den Griechen geschaffene soziale Struktur weitgehend beibehalten, die die Ägypter an den unteren Rand der Gesellschaft drängte.

Erst 212 n. Chr. wurde das römische Bürgerrecht allen Bewohnern Ägyptens gewährt. Unter Herrschaft des römischen Kaisers Nero wurde im 1. Jahrhundert das Christentum vom Evangelisten Markus nach Ägypten gebracht. Die Verfolgung der Christen durch Kaiser Diokletian zwang viele Kopten zur Flucht in die Wüste. Zudem waren die Herrscher der byzantinischen Periode bestrebt, jegliche Spuren altägyptischer Religion zu löschen.

Islamische Zeit, Mameluken und Osmanen

Der muslimischen Eroberung Ägyptens um 639 wurde daher kein großer Widerstand entgegengebracht. Die Araber behielten das griechische Verwaltungssystem bei, integrierten jedoch die ägyptische Bevölkerung. Nachdem die Kopten zunehmend stärker besteuert wurden, konvertierten viele zum Islam. Unter der Herrschaft der Abbasiden vereinten sich die Ägypter um 830 n. Chr. zu einem erfolglosen Versuch, die Araber zu vertreiben.

Dennoch konnte sich der islamische Sufismus zunehmend verbreiten, da er Elemente früher ägyptischer Religion aufgriff und integrierte. Im 10. Jahrhundert übernahmen die türkischen Ikhshids die Kontrolle über Ägypten und gewährten dem Land eine selbstständige politische Einheit. Mit zunehmendem Einfluss der schiitischen Fatimiden begann die muslimische ägyptische Ordnung Gestalt anzunehmen. Bis Ägypten 1258 von den Mameluken erobert wurde, erlebte das Land unter den Ayyubids eine wirtschaftliche Wohlstandszeit.

Die Zeit bis 1517 war geprägt von massiver Gewalt der dominierenden militärischen Elite gegen die einheimische Bevölkerung. Während der folgenden Osmanenherrschaft fungierte Ägypten einerseits als Stützpunkt für die Unterwerfung Nordafrikas und Arabiens, andererseits als Drehscheibe im Handel, vor allem mit Kaffee. Beduineneinfälle sowie die starke wirtschaftliche Ausbeutung der Landwirtschaft führten im 18. Jahrhundert zum Niedergang des Wohlstands, Hungersnöten und Epidemien.

Moderne ägyptische Geschichte

Mit der französischen Expedition im Jahr 1798 unter Führung von Napoleon Bonaparte begann in Ägypten eine neue Ära. Die Franzosen besiegten die mamelukisch-osmanische Armee und ergriffen die Kontrolle über das Land. Obwohl die Briten schon 1801 die Macht übernahmen, hinterließ der Abzug der französischen Truppen ein Machtvakuum.

Während der politischen Unruhen gewann Mohammed Ali breite Unterstützung und wurde als Gouverneur von Ägypten gewählt. Die von ihm eingeleiteten Bewässerungsprojekte, landwirtschaftlichen Reformen, die Industrialisierung und die Einrichtung eines neuen Erziehungssystems sind bis heute spürbar. Viele Ägypter studierten im frühen 19. Jahrhundert in Europa und brachten technische Fähigkeiten ins Land.

Während der Regierungszeit von Ismail entfalteten sich Bildungswesen, Presse und Künste. Im Jahr 1866 wurde die Delegiertenversammlung gegründet, um als Beratungsgremium für die Regierung zu dienen. Die Modernisierung und die damit einhergehende Verschuldung führte jedoch auch zu einem zunehmenden europäischen Einfluss, sodass Ägypten 1882 erneut von britischen Truppen besetzt wurde.

1914 als britisches Protektorat deklariert, wurde Ägypten jedoch schon 1922 wieder als Königreich verwaltet und erhielt 1936 die staatliche Souveränität. Andauernde militärische Auseinandersetzungen mit Israel führten in den 1970er Jahren zu einem Dialog, was Ägypten jedoch zunehmend von der Arabischen Liga isolierte. Mubarak stellte diese Einheit zwar wieder her, wurde aufgrund seines autoritären Regimes vom Volk in der Revolution von 2011 gestürzt.


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